Mit vielen Neuzugängen und einer hohen Erwartung ging die Mannschaft von Stralau IV in die neue Saison. Doch nach dem spektakulären 5:3 Sieg am ersten Spieltag, ließ die Mannschaft von Nico Wohlfahrt gerade in der Offensive einiges zu wünschen übrig und stand nach drei Spielen, mit einer geradezu ausgeglichenen Statistik und vier Punkten, im Mittelfeld der Kreisklasse B Staffel 2 da.
Dies blieb auch nicht bei den Berliner Gazetten unbemerkt. Neben viel Kritik musste die Mannschaften die Schlagzeile der FuWo „Stralau IV – erst der Abstieg, jetzt der Absturz?“ über sich ergehen lassen.
Das Duell zwischen Stralau IV und dem Steglitzer SC Südwest 1947, war nicht nur ein Duell zweier Berliner Traditionsmannschaften. Es war das erste aufeinander Treffen nach dem Pokal-Aus von Berolina beim SSC 1947 in der letzten Saison. Das Spiel versprach vor allem Spannung und Leidenschaft. Das müssen sich auch die zirka 10 Fusball-Kiebitze gedacht haben, die das Spiel verfolgten und für eine ganz besondere Atmosphäre am Spielfeldrand sorgten. Heiß diskutiert wurde von den Anhängern und Anhängerinnen ( die zwei weiblichen Stralau Ulltras sorgten mit Zigaretten an der Heimbank für eine kleine aber feine Raucheinlage), ob es Stralau gelingt, die Heimserie von saisonübergreifenden sechs Spielen ohne Heimsieg zu brechen.
Doch nur eine Stunde vor Anpfiff musste die Mannschaft, welche ohnehin, ohne vier vermeintlichen Startelf Spielern antreten musste, auch noch auf Stammtorwart Alex Waßmund verzichten. Krankheitsbedingt… Den Schülern seiner Klasse kommt diese Ausrede sicherlich bekannt vor. Ins Tor rückte für ihn Coach Wohlfahrt.
Widmen wir uns nun dem Spiel. Während der SSC 47 mit ihrer eingespielten Startelf das Spiel begann, sorgte das Trainer Team Berger/Wohlfahrt (gefeiert mit Sprechchören: BerFahrt)für zwei Saisonpremieren in der Startelf. Neuzugang Fabian Loef kam auf der rechten Seite zum Einsatz, während vor ihm Adrian Reinert, der intellektuelle Franzose, sein Einsatz gab. Langzeit Student „ADDI“ der die Wichtigkeit des Spiels erkannte, unterbrach sein Erasmus Aufenthalt in Barcelona. Selbst seine Frau ließ er im Bett liegen. Das ist Einsatz.
Die ersten Minuten begannen ruhig. Die Kugel kam in Bewegung. Die Mannschaften tasteten sich ab. Und immer wieder waren faire Handshakes zu beobachten. Doch langsam machten beide Mannschaften ernst. Bissige Zweikämpfe folgten. Stralau kam immer mehr in gefährliche Gefilde. Doch hier fehlte der letzte Punch. Der SSC versuchte es nun mit der Brechstange. Es wurde immer mehr der lange Ball in die Tiefe gesucht. Und während Langbart Moritz, ab und zu den Ball verschätze, kam Kapitän Berg und säte mit punktgenauem Einsatz die Zweifel an einem Torspektakel.
22 Minuten waren gespielt, da musste „Uns-Addi“ vorläufig das Feld verlassen. Mit den Worten:„Meine Frau wird gleich wach, ich muss mal kurz Brötchen vorbeibringen. Bin gleich wieder da.“ verabschiedete er sich beim Schiedsrichter. Kapitän Georg rückte nach Rechtsaußen. Neu ins Spiel kam der nächste Neuzugang Michel Chan. Er ging auf die Sechs. Während sich der Irische Rugby Verband noch immer über die verpasste Chance ärgerte, diesen kleinen aber mit Muskeln bepackten Körper nie unter Vertrag genommen zu haben, sorgte er direkt für Unruhe. So kamen über die Mitte immer mehr kleine Kombinationen, bis an die Strafraumlinie zustande. Doch wieder fehlte die letzte Entschlossenheit. So auch die Situation, als Spielmacher Tristan Bode, heute mit der Sechs auf dem Rücken, in halbrechter Position alleine vor dem Torwart zum Abschluss kam. Eine Wahnsinns Parade von David Wiedera ließ das Tor jedoch nicht zu. Doch auch der SSC wusste offensive zu gefallen. Auf der linken Seite waren sie durch, mussten sich aber mit einer albatrossartigen Flugparade von Nico Wohlfahrt zufrieden geben. Der sollte auch in der nächsten Situation im Mittelpunkt stehen. Wieder kam ein Ball durch die Abwehrreihe. Im Fünfmeterraum schnappte er sich den Ball und mit seinen beiden ausgestreckten Beinen SSC Spieler Daniel Biszzcad, welcher im übrigen ein hervorragendes Spiel zeigte und mehr harten Körperkontakt einstecken musste, als Vivian Schmitt zu ihren besten Zeiten. Zu allem Überfluss gab der Schiedsrichter Gelb für eine Schwalbe. Während sich SSC Spieler verständlicher Weise über die Gelbe echauffierten, mussten sie im nächsten Moment einen magischen Moment über sich ergehen lassen. Nur eine Minute später Stand McFit-Model Marc Weiß mit ausgestreckten Armen da. Die Sonne schien ihm ins Gesicht. Die ausgestreckten Arme erinnerten leicht an Jesus Christus, der seine Jünger segnen wollte. Doch diesmal kamen Mitspieler nicht zum Segen. Sie himmelten ihn an. Umzingelten ihn. Jeder wollte ihn berühren. Wenigstens nur kurz seinen Schopf streicheln. Es war ein magisches Tor. Wohlfahrt der den freigelaufenen Marc sah, führte den Freistoß schnell aus. Es folgte eine Kopfballverlängerung, auf den bis dahin unscheinbaren Marc. Immer noch ist man sich nicht sicher, ob er den Ball berührte oder ihn nur vor sich, mit seiner Ausstrahlung, hinschob. Dann am Strafraumeck die Berührung mit der Innseite seines Fuß. Mit einem Auge, welches seiner Vier weiß man nicht, muss er den Schritt vom Torwart gesehen haben. Gerade mal am Fünfmeterraum stand Wiedera. Der Ball flog nahe Ozonschicht eine Kurve und senkte sich ins lange Eck. Unhaltbarer Lupfer. Phänomenal. Nicht nur die Mitspieler waren begeistert, auch eine der Stralau Utltrainnen nahm er im vorbeigehen zu seiner Freundin. Ein Mann. Ein Tor. Marc Weiß.
Stralau war wie aufgedreht, spielte einen sicheren Ball und kam in der Folgezeit immer wieder zu gefährlichen Vorstößen. Verpasste es aber noch vor der Halbzeit die Führung auszubauen.
Halbzeit Stand 1:0. Während in der Kabine zu erst noch über Duncans – Halb Mensch halb 6er – Gelbe Karte diskutiert wurde, welche er fürs meckern über sich selbst erhielt, kam die Mannschaft deutlich Motiviert aus der Kabine.
Um keine Gefahr zu laufen einen Spieler zu verlieren blieb Duncan vorerst in der Kabine. Neu dafür ins Spiel kam Daniel Krause, bekannt aus dem Film „Krause mit den Scherenbeinen“. Er sorgte von Beginn an für Sicherheit in der Mannschaft. So war es kein wunder, dass Stralau das Spiel vorerst unter Kontrolle hatte. Immer wieder kamen sie Gefährlich vor das gegnerische Tor. Auch Stürmer Christoph Haase kam immer mehr in Fahrt und sollte noch seine Rolle als ehemaliger Bundeswehrsoldat gerecht werden. Fehlte es zwischen durch dem Stralauer Spiel an Körperspannung kamen immer mehr Bergsche Rettungstaten zur Geltung. Ein nahezu fehlerfreies Spiel (wahrscheinlich sein erstes bei Stralau ohne Fehlpass) lies die Gastmannschaft verzweifeln. Nicht unberechtigt stellte er nach dem Spiel fest: Mit dieser Leistung ist ein Umbruch in der Nationalmannschaft ohne mich nicht möglich Herr Löw. Nun ja, darüber sollten Andere urteilen. Wo wir schon beim DFB sind. Dem Motto „Unsere Amateure“, fehlen immer noch die Aktionen. Der Schiedsrichter pfiff auf beiden Seiten beinahe jeden Angriff, mit der Begründung „Abseits“ ab. Heim- und Gastmannschaft warten bis heute auf die angekündigte Videobeweiseinführung in der Kreisklasse B. Nun ja, Geld wird bekanntlich woanders gemacht… Zurück zum Spiel. Maxi „Mittelstädt“ Marshall, der bis dahin ein sehr solides Spiel ablieferte musste nach einem Zweikampf ausgewechselt werden. Nächste Premiere: Marcus Kluge ersetzte ihn und stellt zu Beginn seine Fähigkeiten als Verteidiger unter Beweis. Wenige Minuten später stand er zum ersten Mal im Mittelpunkt. In der 65. Minute gelangte, nach einem vermeidbaren Einwurf, der SSC 47 in Strafraumnähe. Ein Flacher gezielter Ball rauschte durch den Fünfer. An Freund und Ball vorbei, ehe Marcus Kluge in bester Alexander Madlung Manier zum Befreiungsschlag ausholte. Mit seinem Rechten den Ball verfehlte. Der Ball musste jetzt nur noch sein Standbein treffen. Und der Ball lag im eigenen Tor. Erstaunlicherweise blieb der Abseitspfiff aus. Die Zuschauer ahnten böses. Nicht schon wieder einen Einbruch. Nicht schon wieder kein Heimsieg. Doch diesmal blieben die Köpfe oben. Und gerade mal drei Minuten später zeigte Stralau eine schöne Kombination. Christoph Haase veredelte sie mit einem elegantem Tor ins untere Eck. Ganz nach dem Bundeswehrmotto: Seine Kameraden lässt man nicht im Stich. Erst recht nicht seinen Kumpel Marcus Kluge, der sich gleich artig bedankte. Stralau drängte nun auf den Entscheidungstreffer, blieb aber in Form vom zwei Meter Mann Bode glücklos. Auch die Angriffe, vom SSC 47 prallten an der zu Stein gewordenen Abwehrmauer ab. Ein bisschen Ungemütlich wurde es jedoch noch ein Mal auf Stralaus Seite, als der Kapitän die Schnauze voll hatte von überhasteten Angriffen, die dem Gegner Raum für Konter ließen. Das Gebrülle von Lukas Berg soll Erzählungen zufolge, einige der sich im Drogenrausch tanzenden Gäste vom nahe gelegenem Club „About Blank“, in eine psychotische Schockstarre versetzt haben. Stralau schaffte das Spiel dann mit ein Paar guten defensiv Aktionen, und guten Paraden vom Ersatztorwart Nico (Er kam auf die hervorragende Idee Flachschüsse nicht mit dem Fuß zu spielen, sondern sie mit den Händen aufzunehmen.) über die Zeit zu bringen. Mit gesenkten Köpfen verließen die SSC 47 Spieler den Platz, die trotz einer couragierten Leistung es nicht schafften mehr offensive Gefahr auf den Platz zu bringen. Berolina Stralau IV gewinnt das Spiel verdient, auch wenn sie sich vorwerfen können, nicht den gleichen Zug zum Tor, wie am Bier, an den Tag gelegt zu haben. Mit Moral, Kampfgeist und vernünftige Kombinationen gelang es Stralau IV sich nicht nur für das Pokal-Aus zu revanchieren, sondern sie beendeten auch die sechs Spiele andauernde Heimflaute.
Kurios: In der 63. Minute erschien „Uns-Addi“ nach einem kurzem Intermezzo bei seiner Freundin, mit den Worten: „Die brauch jetzt erst Mal eine Pause“, am Spielfeldrand. Ließ sich für den, trotz Rückenproblemen, hart arbeitenden Georg Schuldt einwechseln. Und konnte trotz konditionellen Rückstand, mit Kampf und Leidenschaft noch ein Mal für Unruhe sorgen.