Knipser gesucht: Nur Remis bei Stralau gegen Sparta Lichtenberg
In einem spannenden und durchaus unterhaltsamen Sonntagskick bei Berolina konnten sich die Stralauer Profiathleten nicht endgültig durchsetzen und behielten letztendlich nur einen Punkt zuhause. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte gab es zu Beginn der zweiten Halbzeit die traditionelle „Stralauer Eisdusche“, doch nur kurz darauf kämpfte sich die Berolina zurück und kam durch einen Elfmeter zum Ausgleich. Die letzten 20 Minuten waren ein ein offener Schlagabtausch mit Vorteilen für die Berolina, die diese aber nicht zu nutzen wussten.
Was war das für ein Spiel… Da war alles drin. Gelbe Karten, rote Karten die zu gelben Karten wurden, rüde Zweikämpfe, Abseitstore, Last-Minute-Mario-Gómez-Gedenkschüsse, einfach alles.
Aber ganz von vorne.
Es begab sich an einem trüben Sonntagmorgen, der noch sehr wenig von seiner späteren Intensität erahnen ließ. Gegen halb 10 trotteten unsere 13 Helden mehr oder minder verkatert in die heiligen Hallen der Stralauer Sportanlage um sich dort mit Kippchen und Käffchen auf das Spiel vorzubereiten. Nach einer knackigen Erwärmung gab es warme Worte von Nico und ein Taktik-Briefing von Moritz, der an diesem Tag sein Debüt als Stürmer gab. Mit den Worten Goethes: „Lasset weniger den Jüngling hinten heraus kloppen, denn vorne die Dinger hinein kloppen.“ Weiterhin wurde der patentierte stralauer Abwehrriegel neu bestückt: Taro durfte sein erstes Spiel für die Berolina in der Innenverteidigung machen und Max „Mittelstädt“ Marschall rückte für David in die erste Mannschaft.
Gegen dreiviertel 11 führte der namenlose Schiedsrichter unsere Helden auf den Rasen und schon mit den ersten Schritten brach die Sonne durch die Wolken und erhellte das Spielfeld als wollte sie sagen: „Ihr habt euren Platz gefunden, hier seid ihr Zuhause“. Und genauso wurde dann auch gespielt. Die ersten 20 Minuten gab sich der Hausherr wie er es nun mal tun soll. Dominant mit Ballbesitz und einer gehörigen Portion Pressing wollte Stralau den Gegner aus der Reserve locken und erarbeitete sich so zu Beginn eine handvoll Ecken, Freistöße und Abschlüsse, die aber zunächst eher ungefährlich blieben oder vom Lichtenberger Keeper, der später noch seinen großen Auftritt haben wird, abgefangen wurden. Hintenrum wurde alles abgeräumt was nicht bei 3 auf den Bäumen war und so waren unsere Jungs drauf und dran vorne das Ding zu machen. Allen voran Wikinger Taro, der in der 15. Minute nach einer Ecke einfach zu frei stand und wohl deswegen den Ball neben das Tor köpfte.
Doch dann… Was passierte dann? Der Himmel verdunkelte sich, ein leichter Nieselregen setzte ein und von Weitem war das tiefe Grollen des Donners zu hören. Auf einmal kamen die Pässe nicht mehr an, Stralau verhedderte sich in seinen Stafetten, der Gegner durchschaute das Pressing und Moritz konnte die Bälle vorne nicht mehr pflücken wie eine alte Dame im Spätherbst. Das Spiel wurd ausgeglichener aber auch hektischer und intensiver, die Zweikämpfe im Mittelfeld härter, wobei sich vor allem Stahlarbeiter Duncan hervortat. Nach einem harten Einsteigen in der gegnerischen Hälfte gibt es Diskussionen über Regelauslegungen, doch gerade als Duncan sein „Manifest des Fussballs“ aus seiner Trikottasche ziehen will und sich über Fouls und die ungerechte Verteilung der Produktionsmittel ereifern möchte, kommt ihm der Schieri zuvor und zeigt die gelbe Karte wegen Meckerns. Inmitten dieser Nickligkeiten kommt dann nach einer guten dreiviertel Stunde der Halbzeitpfiff und unsere Freunde verkrümeln sich mit einem leistungsgerechten 0:0 in ihre Kabine für ein Tässchen Earl Grey und Orangenschnitzer.
Mit einem Pfiff und einem Donnerschlag beginnt die 2. Hälfte. Die Halbgötter Tim und Nico steigen den Fussbalolymp herab um der Berolina gegen ihre Torflaute beizustehen. Moritz und Arzneimittelvertreter Philipp verlassen zunächst das Spielgeschehen um die Mannschaft mit Strategietipps von der Seitenauslinie zu unterstützen. Nachdem sich Stralau in den ersten 5 Minuten wacker gegen den Fluch gestemmt hatte, passiert in der 50. Minute das wenig Überraschende: Nach einem missglücktem Freistoß kommt Lichtenberg in Ballbesitz und schickt ihre pfeilschnelle Nummer 9 die Seitenlinie entlang, die von der Strafraumkante nur noch locker einzunetzen braucht. Manch einer hat dabei vielleicht ein Abseits gesehen, aber mal ganz ehrlich: Der Schiedsrichter arbeitet ohne Sicherheitsnetz, sprich ohne Linienrichter und muss in solchen Situationen auch mal nach Gefühl entscheiden, keine Vorwürfe an den Namenlosen.
Nach einem solchen Rückschlag muss sich eine Otto Normalbundesliga-Mannschaft um die 20 Minuten erholen. Nicht so Stralau, schon 10 Minuten nach dem 0:1 kommt Weihnachtsmann Tim im Lichtenberger Strafraum zu Fall und beschert unseren Freunden einen Elfmeter. Unterm Tannenbaum steht dieses mal Moritz, der die geringe Beteiligung beim letzten Elferkönig genutzt und sich den ersten Platz gesichert hatte. Er schnappt sich die Pille, legt sie sich zurecht und wendet seine Elfmeter-Eigenkreation an: 4 Schritte zurück, einen zur Seite, Hosenbeine hochziehen, Anlauf, Panenka angetäuscht und mit voller Wucht irgendwo ins Gehäuse geballert. Den hätte nicht mal Elfmeterkiller Alex gehalten und so steht es in der 62. Minute nur noch 1:1. Kurz darauf verlässt McFit-Modell Marc den Platz und weil der halbe Platz, inklusive Schiri nur noch Augen für den jungen Adonis hat, der sich an der Seitenauslinie entkleidet, ereignet sich auf dem Spielfeld Kurioses: Nach einem Foul am gegnerischen Strafraum zeigt der Namenlose gelb-rot, erst im Weggehen kann ihm klar gemacht werden, dass der Spieler noch keine gelbe Karte hatte und somit auch nicht vom Platz gestellt werden kann.
Die Schlussphase ist gezeichnet durch einen Chancenwucher, der seinesgleichen sucht. Beide Mannschaft spielen mit offenem Visier und wollen das Ding hier gewinnen. In der 85. Minute kann Marathon-Tim nach Zuspiel von Linksaußen einschieben, scheitert jedoch an der fiesen Halb-Höhe des Balles und der von Pawlow untersuchten „Gomez´schen Abschlussangst“. 90+3: Opa-Langbein Tristan kommt nach schönem Pass in die Tiefe im Strafraum zum Abschluss und knallt dem Sparta-Torhüter das Ding ins Gesicht. Der geht zu Boden und der Ball kullert Zosel vor die Füße und man weiß nicht genau ob er in Gedanken schon mit Bierchen vor der Kabine saß oder bei seinem nächsten Dungeons & Dragons-Abenteuer war, aber er zirkelt den Ball halbhoch in die Mitte anstatt den einfach in der Ecke zu versenken. Im letzten Moment kann der schon geschlagene und blutüberströmte Keeper das Patschehändchen hochreißen und das 1:1 festhalten, selbst Spartanenkönig Leonidas und seine 300 würden sich dafür vor ihm verneigen. Mit dieser Aktion beendet der Schiedsrichter das Spiel und unsere 13 Gefährten des Ringes klopfen sich gegenseitig auf die Rücken und beteuern: „Beim nächsten mal schmeißen wir das Ding einfach in der ersten Halbzeit ins Feuer, dann kann Sauron mal sehen was er macht.“. Denn obwohl sich der gewonnene Punkt dieses mal eher anfühlt wie zwei verlorene, war es doch wieder ein Fest für alle Beteiligten.